Für eine internationale Website sind hohe Rankings in allen relevanten Ländern ein Hauptkriterium für den übergreifenden Erfolg. Umso wichtiger ist es, von Anfang an technische und inhaltliche Stolperfallen zu umgehen, die eine gute Sichtbarkeit verhindern. Welche Fehler bei internationalem SEO am häufigsten begangen werden, erfahrt ihr in diesem Artikel.
Inhaltsverzeichnis
- Fehler 1: Falsches Domain-Konzept
- Fehler 2: Fehlende oder fehlerhafte hreflang-Tags
- Fehler 3: Canonicals zur Vermeidung von Duplicate Content
- Fehler 4: Falsche Keyword-Auswahl
- Fehler 5: Wahllose Verlinkungen
- Fehler 6: Missachtung kultureller Unterschiede
- Fehler 7: Automatische Weiterleitungen auf Basis der Spracheinstellungen
- Fehler 8: Rechtliches Rahmenfeld im Zielland missachten
- Fazit
Fehler 1: Falsches Domain-Konzept
Gerade bei internationalen Webseiten gilt: Eine Domain steht und fällt mit dem Konzept. Denn mit einer falschen Domain-Strategie können schnell Rankings verloren gehen oder im falschen Zielmarkt auftauchen. Grundsätzlich gilt: Je nach Strategie macht eine länderspezifische Top-Level-Domain (ccTLD), eine generische Top-Level-Domain (gTLD) mit Sprach- oder Landverzeichnissen oder eine Subdomain Sinn (ein Praxis-Beispiel dafür, wie die Domain-Strategie die Sichtbarkeit in einzelnen Ländern beeinträchtigen kann, findet ihr im Artikel: Domain-Wechsel: Von der ccTLD zur geoTLD und die Folgen für SEO)
Bei gTLD können z. B. die Verzeichnisse mit den verschiedenen SEO-Tools in einer Übersicht ausgewertet und pro Verzeichnis eine Property in der Google Search Console analysiert werden. Häufiger Fehler ist jedoch eine Kombination aus einer länderspezifischen Top-Level-Domain mit Landverzeichnissen, z. B. www.domain.de/us/. Diese stellt nämlich einen Widerspruch in sich dar: Mit dem Länderkürzel ist das Land eindeutig festgelegt; dadurch sind weitere Landverzeichnisse unlogisch. Dies fällt spätestens bei der „Internationalen Ausrichtung“ in der Google Search Console auf:
Wer sich also für diese Variante entscheidet, riskiert es, dass die Website kaum in anderen Ländern gefunden wird, obwohl sie Unterseiten in den passenden Sprachen anbietet. Noch komplizierter wird es, wenn diese Unterseiten keine sprachliche Auszeichnung für Google aufweisen, was uns zum nächsten Fehler führt.
Fehler 2: Fehlende oder fehlerhafte hreflang-Tags
Eine sichtbare Auswirkung einer fehlenden oder falschen sprachlichen Zuordnung mittels hreflang-Tags ist die Konkurrenz mehrerer Länderseiten einer Domain untereinander.
Im unteren Beispiel enthält die US-Seite einer Domain mit Sprachverzeichnissen keine hreflang-Tags, sodass sie in den USA mit der EN-Seite konkurriert, die sich an Nutzer aus Großbritannien richtet:
Die EN-Seite wiederum enthält hreflang-Tags mit der Ausrichtung auf die Sprache „en“ ohne die Angabe von Land oder Region wie z. B. „en-GB“.
Durch die allgemeine Ausrichtung auf die englische Sprache und die fehlenden hreflang-Tags auf der US-Seite bevorzugt Google die EN-Seite in allen englischsprachigen Ländern. Die relevante Seite für den US-Markt wird dagegen seltener ausgespielt.
Mehr zur korrekten Erstellung von hreflang-Tags gibt’s in den Artikeln SEO für internationale Websites und 5 Tipps zur Erstellung und Einbindung von hreflang-Tags.
Fehler 3: Canonicals zur Vermeidung von Duplicate Content
Bei großen internationalen Websites mit vielen Länderseiten ist die Wahrscheinlichkeit für Duplicate Content besonders hoch, da die Erstellung von individuellen Inhalten pro Land einen Aufwand an Zeit und Kosten erfordert. Der gängigste Fall von Duplicate Content auf Länderseiten sind englischsprachige Seiten, die die gleichen Inhalte für verschiedene Länder anbieten (z. B. Großbritannien, USA und Kanada). Dasselbe gilt aber natürlich auch für deutschsprachige Inhalte für Deutschland, Österreich und die Schweiz.
Als vermeintliche Lösung für solche Fälle werden häufig Canonicals verwendet. Diese sollen verhindern, dass die Seiten untereinander konkurrieren. Doch wie soll eine kanadische Seite gefunden werden, wenn diese ein Canonical auf die US- oder sogar die UK-Seite enthält? Auch wenn dann hreflang-Tags für die einzelnen Seiten verwendet werden, haben diese keine Auswirkungen auf die Rankings, da Google immer nur die Canonical-Seite indexiert.
Canonicals ergeben Sinn bei gleichen Inhalten, die auf verschiedenen Seiten vorkommen, aber auf die gleiche Zielgruppe abzielen. Bei internationalen Websites ist dies jedoch schwierig, da verschiedene Zielgruppen in verschiedenen Ländern angesprochen werden sollen. In so einem Fall ist also immer die reine Verwendung von hreflang-Tags das richtige Mittel.
Fehler 4: Falsche Keyword-Auswahl
Eine eindeutige Land- und Sprachausrichtung nützt wenig, wenn die Inhalte auf den Länderseiten nicht dem Zielmarkt und den Zielgruppen entsprechend erstellt werden. Von der Eins-zu-Eins-Übersetzung über Google Translate bis zur maschinellen Übersetzung gibt es verschiedene Fehlerquellen für eine falsche Keyword-Auswahl. Deshalb sollte die Keyword-Recherche im Optimalfall von einem Native Speaker mit SEO-Kenntnissen durchgeführt werden.
Nehmen wir als Beispiel das Keyword „Taschenlampe“. Im Englischen gibt es dafür die zwei Varianten „torch“ (BE) und „flashlight“ (AE). In den USA können beide Varianten verwendet werden, wobei „torch“ hierbei primär im Sinne von „Fackel“ genutzt wird. Welches Keyword ist daher das passendere?
Geht man nach dem reinen Suchvolumen, wird „torch“ in Großbritannien deutlich mehr gesucht als „flashlight“:
„Flashlight“ ist dagegen in den USA das mit Abstand häufigere Keyword:
Schaut man sich jedoch das Interesse in den USA im zeitlichen Verlauf an, wird deutlich, dass sich das Interesse in den letzten Jahren bei beiden Suchbegriffen angenähert hat. Von der Dominanz des Keywords „flashlight“ ist hier nichts zu sehen:
Weder die reine Übersetzung noch die Suchvolumen-Abfrage würden also in diesem Fall ausreichen, um die richtige Auswahl zu treffen. Vielmehr müssen eine detaillierte Zielgruppen-Analyse sowie regionale Unterschiede mit einbezogen werden, um die relevanten Keywords für die betreffende US-Seite des Unternehmens zu bestimmen. Dabei sollte auch die Google Suche mit einbezogen und verglichen werden, welche Art von Suchergebnissen zu dem ausgewählten Keyword ranken. In unserem Beispiel ranken zu dem Keyword „torch“ in Großbritannien primär Suchergebnisse rund um Taschenlampen:
In den USA sehen die Suchergebnisse jedoch schon ganz anders aus. Hier finden sich überwiegend Softwarelösungen mit passendem Namen sowie Wiki-Einträge zum Thema „Fackel“:
Mehr Tipps für die internationale Keyword Recherche findet ihr im Artikel Inhalte für internationale Websites.
Fehler 5: Wahllose Verlinkungen
Ob intern oder extern: Bei Verlinkungen ohne Konzept kann einiges an Power für die einzelnen Länderseiten verloren gehen. Ein häufiger Fehler ist die externe Verlinkung aus einem bestimmten Land auf die Haupt-Domain ohne Berücksichtigung der relevanten Länderseite, die z. B. unter einem Verzeichnis liegt.
Wird die Domain z. B. von einer französischen URL aus verlinkt, sollte auch die französische Länderseite entsprechend verlinkt werden und nicht die deutsche oder englische Startseite. Dies gilt auch für eventuelle Domainstruktur-Änderungen. War eine Länderseite z. B. vorher unter einem Verzeichnis erreichbar und ist infolge eines Relaunches unter einer Subdomain zu finden, sollten auch die entsprechenden externen Links auf die neuen URLs hin aktualisiert werden. Deshalb sollten die Verlinkungen regelmäßig in einer Übersicht auf die relevante Zielseite hin kontrolliert und wenn nötig veraltete Links angepasst werden:
Bei internen Verlinkungen sollte auch auf die Häufigkeit der Links auf einer Seite geachtet werden. Da Google die Link Power durch die Anzahl der Links teilt, die auf einer Unterseite verlinkt sind, sollten nicht zu viele Links auf einer einzelnen Seite platziert werden.
Fehler 6: Missachtung kultureller Unterschiede
Neben der Keyword-Ausrichtung gilt es auch kulturelle Unterschiede bei der Content- und Website-Konzipierung zu berücksichtigen. Nicht alle Inhalte können Eins-zu-Eins für unterschiedliche Länder übernommen werden. So dürfen z.B. Alkohol und Glücksspiele nicht in islamischen Ländern beworben werden. Auch das Nutzerverhalten kann eine Änderung des Content-Konzepts bis hin zur Anpassung der gesamten Website-Struktur notwendig machen. Während wir im Westen beispielsweise eine klare, übersichtliche Seiten-Struktur bevorzugen, präferieren Nutzer in vielen asiatischen Ländern häufig eine möglichst bunte und für das westliche Auge beinahe unübersichtlich wirkende Website.
Auch die Leserichtung ist in vielen asiatischen und arabischen Ländern natürlich anders, weshalb das Layout und die Navigationsstruktur an die Lese-Gewohnheiten der Nutzer in diesen Ländern adaptiert werden sollte.
Fehler 7: Automatische Weiterleitungen auf Basis der Spracheinstellungen
Weiterleitungen sind eine gute Sache – wenn Sie richtig eingesetzt werden. Abzuraten ist jedoch von der automatischen Weiterleitung der Nutzer aufgrund ihrer Spracheinstellungen. Auch Google selbst rät dazu, dem Nutzer stattdessen mithilfe von Hyperlinks die Wahl der Sprachversion zu überlassen, schließlich kann es sein, dass dieser bewusst eine bestimmte Sprach- oder Länderversion angesteuert hat. Eine automatische Weiterleitung aufgrund der Spracheinstellungen in seinem Browser wäre daher äußerst ärgerlich für den Nutzer. Zusätzlich besteht die Gefahr, dass durch automatische Weiterleitungen Suchmaschinen daran gehindert werden, alle Versionen einer Website aufzurufen, sodass wichtige Seiten eurer Länderversionen gar nicht erst indexiert werden.
Fehler 8: Rechtliches Rahmenfeld im Zielland missachten
Dieser Punkt hat zwar keinen direkten Einfluss auf euer SEO-Ranking, sei aber der Vollständigkeit halber noch erwähnt, da ein Verstoß unangenehme Konsequenzen mit sich führen kann: Informiert euch unbedingt über die rechtlichen Rahmenbedingungen in euren Zielländern, bevor ihr mit einer Länderseite live geht. Hier kann es von Land zu Land ganz unterschiedliche rechtliche Vorgaben zu Online-Formularen, Online-Einkaufskörben, Website-Funktionen, Impressum und dem Datenschutz (Stichwort: Cookie Consent) geben. Daneben gibt es auch Inhalte, die in manchen Ländern verboten sein können, wie etwa in unserem vorherigen Beispiel mit den Alkohol- und Glücksspiel-Inhalten in islamischen Ländern.
Fazit
Alle oben beschriebenen Fehler bei internationalen Websites haben eines gemeinsam: Falsche Signale in Bezug auf Sprache oder Land. Wer also sichergehen möchte, dass seine Website korrekt für den relevanten Zielmarkt und die passenden Zielgruppen angezeigt wird, sollte bereits bei der Konzeptionierung der Website die möglichen technischen und inhaltlichen Fehlerquellen identifizieren und diese umgehen. Neben der Verwendung von relevanten Keywords und Inhalten für den Zielmarkt sollte auch immer auf die eindeutige sprachliche Zuordnung der Länderseiten geachtet werden. Fehlen die entsprechenden Kompetenzen im eigenen Unternehmen, sollte eine SEO-Agentur hinzugezogen werden, die diese Punkte überprüft.