Um eine Website erfolgreich für Suchmaschinen zu optimieren, ist es wichtig, Erfolge und Misserfolge der eigenen Arbeit nachzuverfolgen und daraus zu lernen. Ein Monitoring ist also unabdingbar. Viele der dafür notwendigen Daten liefert Google Analytics. Mit dem Google Tag Manager könnt ihr diese Daten außerdem mit weiteren nützlichen SEO Kennzahlen anreichern, die euch dabei helfen, unzureichend optimierte Seiten, Nutzerdaten und Fehler zu finden. Diese Daten lassen sich in Google Analytics einfach mit bestehenden Werten verknüpfen und helfen euch beim Überprüfen eurer SEO-Maßnahmen und dem Beheben von Fehlern.
Inhaltsverzeichnis
SEO relevante Nutzersignale messen
Man liest immer wieder, dass Nutzersignale direkte Rankingfaktoren sind. Das ist aber so nicht ganz richtig, da Google dies nicht bestätigt hat und fundierte Experimente fehlen. Was aber von Google bestätigt wurde ist, dass Nutzersignale (CTR „Click-Trough-Rate“, Verweildauer, Klickverhalten) bei der Evaluierung von bestehenden und neuen Such-Algorithmen verwendet werden.
Das letzte offizielle Statement von Google zum Thema Nutzersignalen kam von John Müller:
Die eingebauten Google Analytics Messwerte „Absprungrate (Bounce-Rate)“ und „Verweildauer (Time-on-Site)“ sind out-of-the-box als SEO-Messwerte nicht zu gebrauchen. „Absprünge“ kann man nicht nutzen, da ein Absprung z.B. auch gezählt wird, wenn ein Nutzer auf unserer Seite gefunden hat, was er gesucht hat, und die Seite nach dem Lesen des Inhaltes schließt.
Bei der „Verweildauer“ verhält es sich ähnlich, da diese nur gemessen wird, wenn der Nutzer eine neue Aktion auslöst, wie z.B. einen neuen Seitenaufruf. Wenn der Nutzer unseren Blogartikel gespannt für 20 Minuten liest, aber danach die Seite schließt, beträgt die Verweildauer null Sekunden.
Da Google immer besser darin wird, Nutzer zu verstehen und seinen Algorithmus auf die Bedürfnisse des Suchenden zu optimieren, sollten aussagekräftige Nutzersignale in eurem Google Analytics Setup trotzdem nicht fehlen. Hochwertige Inhalte zu erstellen kann sehr viel Arbeit in Anspruch nehmen und damit ihr analysieren könnt, ob eure Nutzer mit den Inhalten interagieren, haben wir drei Methoden aufgelistet, um Interaktionen mit dem Tag Manager zu messen.
Interaktionszeit messen
Damit wir messen können, ob unsere Besucher wirklich unsere Inhalte konsumieren, muss ein kleines Script im Google Tag Manager eingebaut werden. Hier findet ihr eine passende Anleitung, die euch sogar einen Container bereitstellt, den ihr einfach in euren Tag Manager importieren könnt.
Das Script misst auf jeder Seite die Interaktionen und löst alle 15 Sekunden ein Event aus, außer wenn der Tab gerade nicht aktiv ist, der Nutzer für 65 Sekunden seine Maus nicht bewegt hat oder keine Taste gedrückt hat. Diese Werte könnt ihr einfach über die Tag Manager Variablen auf eure Bedürfnisse anpassen.
Return to SERP Time (Dwell Time)
Die „Return to SERP Time (Dwell Time)“ benennt die Zeit, die ein Google-Sucher auf einer unserer Unterseiten verbringt, bevor er zurück zur ursprünglichen Suchergebnisseite wechselt. Sie ist zusammen mit der CTR (Click-Through-Rate) wahrscheinlich das wichtigste Nutzersignal, welches Google für seine Suche verwendet.
Aus Sicht von Google ist die Dwell Time ein idealer Messwert, um die Relevanz und Qualität von Suchergebnissen zu bewerten.
Wenn der Nutzer auf eurer Website nicht findet, was er sucht, ist er ziemlich schnell wieder zurück bei Google, um sich die Konkurrenzseiten anzugucken. Da wir den Nutzer aber halten wollen und Google dieses Verhalten messen kann, sollten wir die Dwell Time für unsere Langingpages verbessern.
Seht euch die Seiten mit einer niedrigen Dwell Time genau an. Wenn es keine gute Begründung für eine niedrige Dwell Time gibt, kann es sein, dass die Seite fehlerhaft ist oder nicht zur Suchintention des Nutzers passt. In diesem Fall macht es Sinn den Inhalt entsprechend anzupassen.
Dank Simo Ahova können wir, wie er selbst schreibt sehr „hacky“, die Dwell Time über den Tag Manager messen und als Custom Dimension der einzelnen Seiten zuordnen:
Die detaillierte Anleitung findet ihr hier.
Scrolltiefe messen
Das Scrolltiefen Tracking gehört bei uns zur Standard-Einrichtung, wenn wir ein neues Tracking einrichten. Dabei senden wir Events an Google Analytics, wenn der Nutzer 25%, 50%, 75% oder 100% der Seite erreicht. (Außerdem lässt sich auch die Absprungrate verändern, wenn man zum Beispiel einen Nutzer, der bis zu 50% gescrollt hat, nicht mehr als Absprung zählen möchte. Dazu muss aber ein separates Analytics-Tag eingerichtet werden.)
Hier sehen wir z.B. das Scroll-Verhalten auf der lunapark-Startseite:
Vor nicht allzu langer Zeit hat der Google Tag Manager neue Funktionen veröffentlicht, die das Scolltiefen-Tracking ohne zusätzliches Script realisieren lässt. Der Einbau wird damit sehr einfach. Eine gute Anleitung findet ihr als Video von Benjamin Mangold:
Seitenladezeit mit dem Tag Manager messen
Seitenladezeiten beeinflussen nicht nur unsere Conversion Rate, sondern werden laut Google ab Juli 2018 auch als Rankingfaktor für mobile Suchanfragen genutzt. Dabei stellt Google klar, dass dies nur die langsamsten Internetseiten betrifft.
Um keine Abstrafung zu riskieren und eine gute Nutzererfahrung zu gewährleisten, sollte der „Seiten-Timings“ Report von Google Analytics genutzt werden. Hier können wir sehen, welche Unterseiten optimiert werden müssen und welche Besucherarten an einer langsamen Ladezeit leiden.
Ihr kennt das vielleicht. Beim Aufrufen des Google Analytics Reports „Verhalten -> Websitegeschwindigkeit -> Übersicht“ sieht man keine genauen Werte sondern nur Stichproben:
Das hat den einfachen Grund, dass standardmäßig nur bei 1% der Nutzer die Seitenladezeit gemessen wird. Grund dafür ist, dass Google Analytics sicherstellen will, dass die Tracking-Ressourcen nicht für eine Funktion verbraucht werden, die der Analytics-Nutzer womöglich gar nicht nutzt.
Die Stichprobenrate kann man im Google Tag Manager einfach mit einem neuen Feld anpassen. Dazu muss man beim Standard Seitentracking-Tag ein neues Feld mit dem Namen „siteSpeedSampleRate“ anlegen. Für den Wert vergeben wir die Prozentzahl der Nutzer, die wir erfassen möchten, also „100“, wenn wir alle Zugriffe tracken wollen:
Hinweis 1 – Stichprobenrate bei maßgeschneiderten Setups
Diese Methode sollte man nur verwenden, wenn man einen „Tracker (Seitenaufruf)“ pro Seite verwendet, da sonst die Daten doppelt einlaufen und verfälscht werden. Bei folgenden Szenarien solltet ihr daher nochmal genauer nachschauen:
- Single-Page Applications (wie z.B. AngularJS oder React), bei denen Seitenaufrufe über virtuelle Seitenaufrufe getrackt werden.
- Wenn mehrere Seitenaufrufe auf einer Seite an dieselbe UA-Tracking ID versendet werden
- Der Seitenaufruf-Tag im Tag Manager mehrere Trigger verwendet
Simo Ahava geht auf das Problem in seinem Blogbeitrag genauer ein und gibt mehrere Lösungsvorschläge.
Hinweis 2 – Limit der Ladezeitmessung erhöhen:
Auch wenn man die Stichprobenrate anpasst, werden pro Tag nur maximal 10.000 Hits von Google Analytics gemessen. Wenn euch das nicht reicht, könnt ihr mit Hilfe des Tag Managers und Events das Limit erhöhen. Die sehr anschauliche und einfach umzusetzende Anleitung findet ihr hier.
404 Fehler messen
Links, die auf 404-Seiten (Seite nicht gefunden) führen, übergeben „weniger“ Linkjuice, was besonders bei externen Links vermieden werden sollte. Außerdem führen 404 Fehler dazu, dass der Nutzer nicht findet, was er sucht und die Seite wahrscheinlich verlässt.
Die erste Anlaufstelle für das Finden von 404 Fehlern ist die Google Search Console. Allerdings wird die verlinkende Seite nicht immer mitgegeben. Durch ein Tracking mit dem Tag Manager können wir messen, wie oft die fehlerhaften Links geklickt wurden und können somit besser priorisieren, welche fehlerhaften Links als erstes korrigiert werden sollten.
Tutorial: Interne Verlinkung messen
Die interne Verlinkung zählt zu den wichtigsten Maßnahmen in der Onpage-Optimierung. In der Search Console können wir nachsehen, wie oft eine bestimmte URL verlinkt wurde. Leider gibt uns Google hier nur die Möglichkeit einer quantitativen Auswertung.
Um die Qualität und Nutzerfreundlichkeit unserer internen Verlinkung zu bewerten, können wir mit dem Google Tag Manager ein Klick-Tracking für interne Links einrichten. Außerdem können wir an Google Analytics den geklickten Linktext übergeben, der prägnant mit aussagekräftigen Keyword-Linktexten verlinkt werden sollte.
Nicht geklickte interne Links können darauf hinweisen, dass diese thematisch nicht passend gesetzt wurden oder zum Beispiel die Darstellung der Links auf mobilen Geräten nicht eindeutig ist.
Außerdem können interne Links den Nutzer, der von Google kommt, länger auf unserer Seite halten, was wiederrum die „Return to SERP Time“ für unsere Seite verbessert.
Das Anlegen des Klick-Trackings geht relativ einfach:
- Stellt sicher, dass die vorkonfigurierten Variablen {{Click URL}} und {{Click Text}} aktiviert sind
- Erstellt einen Trigger „Klick – nur Links“, der feuert, wenn der angeklickte Link eure Domain enthält. HTTP und WWW sollten weggelassen werden, damit auch falsch verlinkte interne Links getrackt werden und nachträglich korrigiert werden können:
- Legt ein neues „Universal Analytics“-Tag an:
Die Daten in der Google Analytics Echtzeit-Anzeige:
Der Trigger lässt sich natürlich nach Belieben anpassen, damit ihr die Klicks nur für bestimmte Bereiche trackt. Durch die Funktion „Übereinstimmung mit CSS Selektor“ lassen sich z.B. nur die Klicks im Content-Bereich oder in der Hauptnavigation tracken. Je nach Klickverhalten sollten einzelne Unterseiten mit besseren Links optimiert werden oder nicht genutzte Links entfernt werden.
JavaScript Fehler identifizieren
JavaScript Fehler können bei Suchmaschinen und Nutzern dazu führen, dass die Internetseite nicht richtig bedient oder gelesen werden kann. Es kann z.B. vorkommen, dass Google die Seite nicht rendert und den Inhalt der Seite nicht erkennen kann, obwohl die meisten Browser die Seite richtig anzeigen.
Zu den häufigsten Fehlern, die durch falsches JavaScript zustande kommen, gehören:
- Darstellungsfehler
- Fehlerhafte Bedienung auf mobilen Seiten (z.B. Scrolling Fehler oder fehlerhaftes Menü)
- Erhöhte Seitenladezeit
- Fehlende Inhalte, die normalerweise asynchron nachgeladen werden
Mit dem Tag Manager könnt ihr die genaue Fehlermeldung inkl. Zeilennummer und die Seite auf der ein Fehler vorkommt als Event an Google Analytics übermitteln. Eine genaue Anleitung findet ihr hier.
Fazit
Die Messung von Nutzerdaten sollte auf keiner großen Seite fehlen, da ihr durch das Beheben der gefundenen Fehler nicht nur von Google durch bessere Rankings belohnt werdet, sondern die gesamte Nutzererfahrung für alle Nutzer verbessert wird. Mit Google Analytics und dem Google Tag Manager könnt ihr hier viele Analysen durchführen, die euch bei der Optimierung eurer Website helfen.
Habt ihr spezielle Fragen zum Tag Manager oder Suchmaschinen Optimierung? Nutzt gerne die Kommentar-Funktion, wenn wir euch behilflich sein können.
Weitere Quellen: