Bei der Suchmaschinenoptimierung internationaler Websites spielt die Wahl der richtigen Domain-Strategie eine entscheidende Rolle. Unter Umständen werden relevante Inhalte nicht oder nur sehr eingeschränkt im passenden Land ausgespielt, wenn ihr hier auf die falsche Domain setzt. In einem Fallbeispiel zeige ich euch, welchen Zuwachs an Sichtbarkeit die Umstellung von einer länderspezifischen Top-Level-Domain auf eine regionale Top-Level-Domain haben kann und dass sich der Aufwand durchaus lohnen kann.
Inhaltsverzeichnis
Länderspezifische Top-Level-Domain vs. generische Top-Level-Domain
Kurz zum Hintergrund: Google bewertet länderspezifische Top-Level-Domains (ccTLD) anders als generische Top-Level-Domains (gTLD). Länderspezifische Domains besitzen eine Endung, die sich aus dem Country Code eines Landes zusammensetzt, wie zum Beispiel .de für Deutschland oder .it für Italien. Im zur Endung passenden Land haben diese Domains häufig einen Ranking-Vorteil. In anderen Ländern ranken sie tendenziell schlechter.
Generische Top-Level-Domains besitzen eine neutrale Endung wie .com oder .info. Sie haben keinen Ranking-Vorteil in einem bestimmten Land, dafür aber auch keinen Nachteil in anderen Ländern. Befinden sich auf einer Website Inhalte, die in mehreren Ländern gefunden werden sollen, macht es Sinn, eher eine generische Domain zu verwenden. Alternativ kann aber auch für jedes Land eine eigene länderspezifische Domain verwendet werden. Die Nutzung einer länderspezifischen TLD für alle Zielländer ist hingegen nicht zu empfehlen.
Seit einigen Jahren gibt es auch noch die geoTLDs. Diese Domains setzen sich zwar nicht aus dem Country Code eines Landes zusammen, weisen aber trotzdem einen geografischen Bezug auf. Zu ihnen zählen zum Beispiel Endungen wie .berlin oder .nrw. Bisher werden diese Domains von Google wie ganz normale generische TLDs behandelt. Es ist allerdings nicht auszuschließen, dass sich dies irgendwann ändert. Sollte Google Daten sammeln, die nahelegen, dass es sich bei den Inhalten auf Websites, die diese Domains nutzen, um regionale Inhalte handelt und diese vor allem in einem bestimmten Gebiet nachgefragt sind, können sich hier neue Ranking-Vorteile und -Nachteile ergeben.
Die Ausgangssituation
In meinem Beispiel geht es um eine Website, die eine österreichische Länder-Domain verwendete (.at). Auf der Website befinden sich Inhalte in Deutsch, Englisch, Niederländisch und Italienisch. Für jede Sprache gibt es ein eigenes Unterverzeichnis. Außerdem werden hreflang-Tags verwendet, um die Inhalte den entsprechenden Sprachen zuzuordnen.
Die Website wird regelmäßig gepflegt und erhält kontinuierlich neuen Content. In Österreich entwickelte sich die Sichtbarkeit entsprechend positiv.
In den anderen Ländern war zwar auch eine leichte Steigerung zu erkennen, im Vergleich zum österreichischen Google-Index blieb sie hier aber auf einem deutlich niedrigeren Niveau.
Hauptzielmarkt der Website war aber vor allem Deutschland und speziell die deutschen Inhalte sollten hier deutlich besser gefunden werden.
Das Ziel: Mehr Sichtbarkeit in anderen Ländern
Da die Inhalte der Website nicht nur für den österreichischen Markt von Interesse waren, beschlossen wir die bisherige länderspezifische Top-Level-Domain auf eine generischere Domain umzuziehen. Dadurch versprachen wir uns eine höhere Sichtbarkeit in den anderen Ländern. Als Alternative gab es eine geoTLD, die wir nutzen konnten.
Risiken, die gegen den Domain-Wechsel sprachen, waren:
- Einbruch der Sichtbarkeit im österreichischen Google-Index, da der Ranking-Vorteil der ccTLD wegfiele
- Bei der Bewertung einer Domain durch Google spielt auch ihr Alter eine Rolle. Je älter eine Domain ist, desto höher wird sie tendenziell eingestuft.
- Backlinks: Die alte Domain hatte bereits eine ganze Reihe guter Backlinks, welche ihr eine Stärke verliehen, die eine neue Domain erst einmal aufbauen musste.
Durch die richtigen Weiterleitungen (per 301-Redirect) der alten Domain auf die neue Domain lässt sich die Stärke der alten Domain zu einem großen Teil übertragen. Allerdings konnte nicht ganz ausgeschlossen werden, dass dabei ein bestimmter Teil verloren ginge. Trotzdem entschieden wir uns dafür, dieses Risiko einzugehen.
Der Domain-Wechsel
Dem Domain-Wechsel stand also nichts mehr im Wege. Wichtig bei einem Domain-Wechsel sind folgende Punkte:
- Teilt Google mit, dass es einen Domain-Wechsel gibt. Ihr müsst dazu beide Domains in der Google Search Console hinterlegt haben und die Inhaberrechte besitzen.
- Richtet 301-Redirects ein, so dass jede Unterseite der alten Domain auf die entsprechende Unterseite der neuen Domain weiterleitet.
- Überprüft die interne Verlinkung: Tauscht hier alle Links aus, die auf Unterseiten der alten Domain zeigen, auch wenn diese weitergeleitet werden. Die Links sollten auf die jeweilige URL auf der neuen Domain zeigen. Habt ihr ausschließlich relative Pfade bei der internen Verlinkung verwendet, entfällt dieser Punkt.
Eine detailliertere Anleitung zu diesem Thema findet ihr bei Sistrix.
Nach der Umstellung solltet ihr einige Monate beobachten, wie Google die Seite crawlt (ihr habt die Möglichkeit, dies in der Google Search Console einzusehen). Und behaltet auch die Indexierung im Auge. Hilfreich ist dabei die Erstellung einer XML-Sitemap, die ihr dann in der Google Search Console hinterlegt.
Das Ergebnis
Wir sind beim Domain-Wechsel wie oben aufgeführt vorgegangen und konnten schon nach wenigen Wochen die ersten Resultate beobachten.
Österreich (AT)
Nach der Umstellung auf die neue Domain zeigte die Sichtbarkeit im österreichischen Google-Index zunächst einen Rückgang. Dies lag daran, dass die hreflang-Tags die deutschsprachigen Inhalte fälschlicherweise nur für Deutschland auswiesen und so die Bedeutung für den österreichischen Markt zurückging. Nachdem dies korrigiert war, entwickelte sich die Sichtbarkeit wieder positiv.
Deutschland (DE)
Im deutschen Index ist mit der Umstellung ein Sprung der Sichtbarkeit zu erkennen, der auch Monate später noch weiter anhält.
Schweiz (CH)
Im schweizerischen Index konnten wir eine ähnlich positive Entwicklung beobachten, die ebenfalls dauerhaft anhielt.
Niederland (NL)
Entsprechend entwickelte sich auch die Sichtbarkeit in den Niederlanden.
Italien (IT)
Und auch im italienischen Google-Index ist eine deutliche Steigerung der Sichtbarkeit zu erkennen.
United Kingdom (UK)
Lediglich der UK-Index zeigt abweichende Werte. Hier scheint der Wechsel der Domain keine positiven Einflüsse zu haben.
USA (US)
Der US-Index zeigt hingegen eine positive Entwicklung. Allerdings ist die Sichtbarkeit hier nach wie vor sehr gering.
Fazit
Insgesamt sind wir mit dem Ergebnis der Domain-Umstellung von der länderspezifischen Top-Level-Domain (ccTLD) auf die generischere geoTLD sehr zufrieden. In fast allen Ländern, die berücksichtigt wurden, konnten wir eine positive Entwicklung erkennen. Lediglich die Sichtbarkeit im UK-Index zeigt keine Steigerung. Insgesamt liegt die Sichtbarkeit in Österreich allerdings immer noch deutlich über der in den anderen Ländern. Möglich, dass hier durch die geoTLD doch ein regionaler Ranking-Vorteil gegeben ist. Zumindest konnten wir keine negativen Entwicklungen beobachten.