Für Website-Betreiber ist es nicht nur von Interesse, ob sich der Traffic auf ihrer Website erhöht oder verringert, sondern auch, von welchen Quellen dieser Traffic kommt. Nutzer haben verschiedene Möglichkeiten eine Website zu besuchen, z. B. über eine organische oder bezahlte Suchanzeige, über eine Social-Media-Kampagne oder über einen Newsletter. Damit sich die Leistung der verschiedenen Besucherquellen schnell und einfach überprüfen und auswerten lässt, ist es sinnvoll diese in passende Kanäle zu gruppieren. In diesem Artikel erklären wir euch, wie ihr dies in Google Analytics umsetzen könnt.
Inhaltsverzeichnis
In welchen Berichten kommt das Channelgrouping zum Einsatz?
Für jede Datenansicht steht automatisch eine Standard-Channelgruppierung zur Verfügung, welche in den Standard-Berichten voreingestellt ist. Im Bericht „Channels“ unter der Rubrik „Akquisition“ findet ihr die Standard-Channelgruppierung (Default Channel Grouping) als primäre Dimension in der ersten Spalte. Mit Hilfe dieses Berichts könnt ihr wichtige KPIs (Nutzer, Sitzungen, Absprungrate etc.) je Channel schnell und einfach analysieren. Über das Drop-down-Menü könnt ihr zwischen Default- und euren Custom-Channelgroupings (wenn vorhanden) wechseln.
Die Standard-Channelgruppierung findet ihr ebenfalls im Modellvergleichstool (Conversions > Multi-Channel-Trichter) zur Auswahl. Falls vorhanden, können auch hier eure benutzerdefinierten Channelgruppierungen ausgewählt werden.
Bei der Standard-Channelgruppierung handelt es sich um eine von Google definierte Gruppierung der gängigsten Besucherquellen. Allerdings kann es bei dieser systemdefinierten Gruppierung vermehrt zu Zuordnungsfehlern des Traffics kommen und eure Kampagnen werden womöglich nicht in die von euch gewünschten Kanäle einsortiert. Ein Hinweis auf Zuordnungsprobleme bietet zusätzlich der Channel „Other“. In diesen laufen Besucherquellen ein, welche nicht mit den (system-)definierten Bedingungen übereinstimmen.
Auch bei spezifischeren Analyseanforderungen der Besucherquellen kommt das Default-Channelgrouping an seine Grenzen. In solchen Fällen ist es sinnvoll eine individuelle Sortierung des Website-Traffics in eigens definierte Channel vorzunehmen. Das Default Channelgrouping sollte im Idealfall jedoch zunächst unberührt bleiben. Stattdessen eignet sich die Erstellung eines Custom Channelgroupings. Im nächsten Abschnitt erläutern wir euch im Detail, warum wir dies empfehlen.
Wo kann ich die Channeleinstellungen vornehmen und was ist hierbei zu beachten?
Zunächst klickt ihr in eurem Google Analytics Account auf „Verwaltung“ und öffnet die Datenansicht, in welcher ihr eine neue Gruppierung erstellen oder die Standard-Gruppierung bearbeiten wollt. Danach klickt ihr auf „Channeleinstellungen“, gefolgt von „Channelgruppierung“.
Für eine neue Gruppierung klickt ihr auf „+ Neue Gruppierung“ und anschließend auf „neuen Channel definieren“.
Zur Bearbeitung einer bereits bestehenden Gruppierung klickt ihr auf den Namen der Gruppierung, hier z. B. „Default Channel Grouping“ und anschließend zur Änderung eines vorhandenen Channels auf das Stiftsymbol.
Vielleicht ist euch im vorherigen Screenshot (Abbildung 6) die Hinweismeldung aufgefallen? Diese führt uns direkt zu unserer ersten Empfehlung, welche wir zu Beginn des Artikels kurz erwähnt haben. Wenn ihr eine effizientere Analyse eurer Besucherquellen durchführen wollt, erstellt bevorzugt eine neue Channelgruppierung anstatt die Standard-Channelgruppierung zu bearbeiten. Pro Datenansicht sind max. 50 Channelgruppierungen möglich (exkl. Standard-Channelgruppierung).
Warum empfehlen wir dies? Das Anpassen des Standard-Channelgroupings führt zu tiefgreifenden und dauerhaften Änderungen an den Traffic-Daten und die aktualisierten Channeldefinitionen können nicht rückwirkend auf bisherige Daten angewendet werden.
Wenn ihr dagegen eine neue Channelgruppierung erstellt, könnt ihr:
- diese direkt in den Berichten auswählen (bei Anpassungen am Default Channel Grouping kann es bis zu 24 Stunden bis diese in den Berichten sichtbar sind),
- diese auch auf vergangene Daten vor der Erstellung der neuen Gruppierung anwenden,
- die Ansicht der Daten in den Berichten ändern, ohne dazu die Daten selbst dauerhaft zu ändern.
Ein Anpassen des Standard-Channelgroupings sollte daher nur erfolgen, wenn ihr euch der genannten Besonderheiten bewusst seid. Das Default Channel Grouping bietet euch wiederum die Vorteile, dass es im Akquisitionsbericht „Channels“ voreingestellt ist, es als sekundäre Dimension in Standardberichten und als Dimension in Data Studio verwendet werden kann. Dies ist bei einem Custom Channel Grouping nicht möglich!
Im Allgemeinen sollte ebenfalls darauf geachtet werden, dass utm-Parametern zum benutzerdefinierten Kampagnen-Tagging unternehmensweit einheitlich und korrekt verwendet werden. Dies führt zu unserer zweiten Empfehlung: Die Erstellung/Anpassung eines Channel-Groupings sollte im Idealfall auf Basis eines utm-Parameter-Konzeptes erfolgen.
Dies führt zu unserer zweiten Empfehlung: Die Erstellung/Anpassung eines Channel-Groupings sollte im Idealfall auf Basis eines utm-Parameter-Konzeptes erfolgen.
Die utm-Parameter source, medium, campaign, term (optional), content (optional) werden an eine Ziel-URL angehangen, um spezifische Informationen einer Besucherquelle an Google Analytics zu senden. Hierbei ist auf eine einheitliche Benennung sowie Groß- und Kleinschreibung zu achten, damit der eingehende Traffic entsprechend der definierten Regeln den richtigen Channels zugeordnet werden kann. Wie zu Beginn dieses Blogartikels erläutert, ist es immer hilfreich den Channel „Other“ zu sichten. In diesen laufen Besucherquellen ein, welche nicht mit den (system-)definierten Bedingungen übereinstimmen.
Weitere Informationen zu utm-Parametern findet ihr bei Google und hier.
Gerne unterstützen wir euch bei der Erstellung eines utm-Parameter-Konzeptes und der Anpassung des Default Channel Groupings in Google Analytics!
Wie definiere ich Zuordnungsregeln?
Ob die Erstellung einer neuen Gruppierung oder die Bearbeitung einer bestehenden Gruppierung – die Definition der Zuordnungsregeln funktioniert bei beiden Optionen auf die gleiche Art und Weise. Nachfolgend erklären wir euch den Prozess anhand der Erstellung einer neuen Channelgruppierung.
A) Nachdem ihr eure Gruppierung und den ersten Channel benannt habt, wählt ihr im ersten Drop-down-Menü eine Dimension aus, z. B. Quelle, Medium oder Kampagne.
B) Im zweiten Drop-down-Menü wählt ihr einen Operator aus, z. B. „enthält“, „stimmt genau überein“, „enthält nicht“. Wie ihr im nachfolgenden Screenshot sehen könnt, ist es auch möglich als Operator einen regulären Ausdruck (Regex) zu nutzen.
Wenn ihr mehrere Werte ein- oder ausschließen wollt, ist es einfacherer und übersichtlicher dies über Regex zu lösen. Im nächsten Schritt C) zeigen wir euch dies nochmal an einem Bespiel.
C) Im dritten Schritt gebt ihr nun den gewünschten Wert – passend zur ausgewählten Dimension – in das Freitextfeld ein, z. B. social, story, posting. Wichtig: Bei den Regeln wird zwischen Groß- und Kleinschreibung unterschieden!
In unserem Beispiel wird dem Channel „Social Paid“ nun Traffic zugeordnet, der das Medium „social“ enthält. Über das Hinzufügen von UND-/ODER-Anweisungen kann die Regel spezifischer nach euren individuellen Anforderungen definiert werden. Wir erweitern die Zuordnungsregel z. B. um die Dimension „Kampagne“, welche als Wert „posting“ enthält.
Nehmen wir an, dass ihr zusätzlich die Bezeichnung „story“ in euren Social-Paid-Kampagnen nutzt. Nun macht es Sinn einen regulären Ausdruck zu verwenden. Somit müsst ihr nicht erneut eine Anweisung erstellen, sondern könnt alle Zuordnungsbedingungen in einer Regel zusammenfassen. Ihr wählt als Operator „stimmt mit dem Regex überein“ aus und schreibt „story“ einfach hinter „posting“ – getrennt mittels Pipe-Symbol „|“ (ALT GR + <).
Ein regulärer Ausdruck zur Channel-Definition gilt standardmäßig als „vollständige Übereinstimmung“. Wenn dieser nur als „teilweise Übereinstimmung“ behandelt werden soll, könnt ihr am Anfang und/oder am Ende eines Wertes „.*“ verwenden.
Wir haben in unserem Beispiel eine ODER-Anweisung verwendet. Dies bedeutet, dass Traffic mit dem Medium „Social“ ODER mit der Kampagnen-Bezeichnung „posting|story“ in den Channel „Social Paid“ einsortiert wird. Wenn beide Bedingungen gleichzeitig zutreffen sollen, müsst ihr eine UND-Anweisung anwenden.
D) Sobald ihr alle Channel definiert habt, könnt ihr durch „Ziehen“ die Reihenfolge der Channel festlegen. Dieser vierte Schritt ist nicht zu vernachlässigen, da die Reihenfolge der Channel sehr entscheidend ist. Der Traffic wird dem ersten Kanal zugeordnet, der den definierten Bedingungen entspricht.
Beispiel:
Für den Channel „Kooperationen“ habt ihr die Regeln definiert Medium > enthält > referral UND Quelle > enthält > ##Partnerwebsite##. Der Channel „Referral“ steht über dem Channel „Kooperationen“ und beinhaltet die systemdefinierte Regel Medium > stimmt genau überein > Verweis.
Aufgrund dieser Reihenfolge wird der vom Kooperationspartner generierte Traffic nicht eurem gewünschten Channel „Kooperationen“, sondern dem Channel „Referral“ zugeordnet, da für diesen die Channeldefinition zuerst zutrifft.
Theoretisch könntet ihr mit dem Operator „enthält nicht“ die Website des Kooperationspartner aus dem Channel „Referral“ ausschließen. Dieses Vorgehen ist bei mehreren auszuschließenden Werten allerdings recht mühsam und fehleranfällig. Sinnvoller ist daher die Anpassung der Reihenfolge der Channel.
E) Habt ihr alle Anpassungen an euerem Channelgrouping vorgenommen, klickt ihr abschließend auf „Speichern“.
Hinweis:
Zu beachten ist, dass die Systemdefinitionen (Dimension = „Vom System definierter Channel“) beim Standard-Channelgrouping nicht geändert werden können. Ihr könnt sie allerdings mit weiteren Bedingungen ergänzen. Bei Bedarf könnt Ihr mit einem Klick auf das Minus-Zeichen die Regel auch komplett entfernen und eine neue eigene Regel für den Channel definieren.
Im nachfolgenden Screenshot seht ihr den Channel „E-Mail“. Google definiert diesen folgendermaßen: Medium > stimmt genau überein > E-Mail. Wenn ihr nun auch das Medium „Mail“ für eure Newsletter-Kampagnen nutzt, würden diese Daten in den Channel „Other“ einlaufen. Daher ist es sinnvoll die Systemdefinition noch um die Regel Medium > stimmt genau überein > Mail zu ergänzen.
Dieses Beispiel zeigt, dass auch eine Mischung zwischen system- und benutzerdefinierten Regeln für die Gruppierung von Besucherquellen möglich ist. Ihr könnt dies in der Übersicht einer Channelgruppierung erkennen. Hinter jedem Channel ist gekennzeichnet, ob es sich um systemdefinierte, benutzerdefinierte Regeln oder um eine Kombination aus beiden Varianten handelt (siehe Abbildung 13).
Warum kommt es trotz der Anpassung des Channelgroupings weiterhin zu Zuordnungsfehlern?
- Die an einer Ziel-URL angefügten utm-Parameter wurden zum Kennzeichnen von Kampagnen fehlerhaft/nicht einheitlich verwendet.
Beispiel:
Ihr definiert für den Channel „Display“ folgende Regel: Medium > enthält > native-ad. Nun wird bei manchen Display-Kampagnen das Medium „nativead“ – also ohne Bindestrich – verwendet. Somit ist die zugrundeliegende Bedingung nicht erfüllt und die entsprechenden Kampagnen werden in den Channel „Other“ anstatt „Display“ einsortiert.
Empfehlung: Erstellt vor der Anpassung des Channelgroupings ein utm-Parameter-Konzept.
- Die Reihenfolge der Channel wurde nicht angepasst.
Siehe Beispiel unter Step D)
- Bei der Definition der Regeln wurde nicht berücksichtigt, dass zwischen Groß- und Kleinschreibung der Werte unterschieden wird.
Beispiel:
Ihr definiert für den Channel „Paid Search“ folgende Regel: Medium > stimmt genau überein > CPC. Ihr nutzt jedoch für eure bezahlten Suchanzeigen das Medium „cpc“ in klein geschriebener Variante. Der entsprechende Traffic kann daher nicht dem Channel „Paid Search“ zugeordnet werden.
Empfehlung: Verwendet für eure Kampagnen und Channeldefinitionen ausschließlich Kleinbuchstaben.
- Bei der Verwendung eines regulären Ausdrucks zur Channel-Definition wurde nicht beachtet, dass dieser als „volle Übereinstimmung“ behandelt wird.
Beispiel:
Ihr definiert für den Channel „Video“ folgende Regel: Kampagne > stimmt mit dem Regex überein > youtube|vimeo. Ihr kennzeichnet eure Video-Kampagnen jedoch zusätzlich mit dem Monat, in welchem diese aktiv sind, z. B. „youtube-oktober2020“ oder „oktober2020-youtube“. Deshalb solltet ihr die Regel ändern zu Kampagne > stimmt mit dem Regex überein > .*youtube.*|.*vimeo.*, damit der Traffic korrekt klassifiziert wird.
- Suchmaschinen, wie z. B. „suche.web.de“ laufen in den Channel „Referral“ ein und nicht in den Channel „Organic Search“.
Lösung: Quellen der organischen Suche pflegen unter Verwaltung > Property aufrufen, in welcher ihr die Anpassungen vornehmen wollt > Tracking-Informationen > Quellen der organischen Suche.
Weitere Informationen zum Channelgrouping findet ihr hier:
https://support.google.com/analytics/answer/6010097?hl=de&ref_topic=6010089
https://support.google.com/analytics/answer/3297892?hl=de
https://support.google.com/analytics/answer/1191184?hl=de&ref_topic=1191164
Fazit
In diesem Blogartikel haben wir euch erklärt, wie das regelbasierte Gruppieren von Besucherquellen in Google Analytics funktioniert, welche besonderen Aspekte hierbei zu beachten sind und welche Berichte davon beeinflusst werden. Für eine individuelle Sortierung eurer Besucherquellen in eigens definierte Channel empfehlen wir euch:
- bevorzugt eine neue Channelgruppierung zu erstellen, anstatt die bereits bestehende Standard-Channelgruppierung zu bearbeiten.
- ein Custom Channel-Grouping bzw. das Default Channel-Groupings auf Basis eines utm-Parameter-Konzeptes zu erstellen bzw. anzupassen.
Wenn ihr die von uns genannten Tipps und Tricks bei der Erstellung eurer benutzerdefinierten Channelgruppierung berücksichtigt, könnt ihr die Leistung und Entwicklung eures Website-Traffic effizienter auswerten und geeignetere Optimierungsmaßnahmen für eure Kampagnen ableiten.